Und wenn uns ein Virus ausnahmsweise einmal glücklicher machen würde?

Was wäre, wenn eine Pandemie uns einmal glücklicher machen würde?

Die Geschichte der Menschheit wird von Epidemien begleitet und oft auch von ihnen kontrolliert.

Bereits 430 v. Chr. besiegten die Spartaner die Athener, weil diese vom Typhus geschwächt waren. Die Justinianische Pest verhinderte später die Erneuerung des Römischen Reiches. Pocken und Masern brachten das Aztekenreich zum Einsturz.

Es scheint, dass auch Covid-19 und vor allem die wirtschaftlichen Maßnahmen, die ergriffen wurden, um seine Ausbreitung zu verhindern, einen wesentlichen Einfluss auf die Machtverhältnisse in der Welt haben könnten. Auch diese Seuche könnte Geschichte schreiben.

Aber so wie Boccaccio aus der Quarantäne der Welt das Dekameron schenkte und Newton einige seiner wichtigsten Entdeckungen darin machte, könnte der Coronavirus uns nicht nur übles bringen.

Vorausgesetzt, Sie sind kein Arzt oder Krankenschwester (oder, Hilf Gott, ein Patient) – gab es in den letzten Monaten nicht auch Gutes?

Unsere heutige globale Welt ist gekennzeichnet durch Staus, Pendeln, Fernbeziehungen und überfüllte U-Bahnen. Stress, Erschöpfung und Aggression beherrschen die Stimmung in den immer dichter besiedelten Städten. Der globale Trend geht – bisher – in Richtung Urbanisierung. Es wird geschätzt, dass im Jahr 2050 mehr als zwei Drittel der Weltbevölkerung in Städten leben werden, d.h. etwa 7 Milliarden Menschen. Die Vorhersage klingt beängstigend. Der moderne Mensch wird vielleicht nur ein kleines Nichts in einem überfüllten Ameisenhaufen sein.

Aber so wie wir uns geirrt haben, als vorausgesagt wurde, dass Berlin durch die Zunahme der Pferdebahnen Anfang des 20. Jahrhunderts in den Exkrementen der Tiere begraben werden würde, so könnten wir uns auch über die Zukunft der Urbanisierung im 21. Jahrhundert irren. Dank an Corona. Vielleicht haben uns zwei oder drei Monate Arbeit von zu Hause rechtzeitig die Augen geöffnet…

Fragen Sie sich selbst: Waren Sie nicht glücklicher, als Sie sich, statt sich mit anderen in den Bus zu drängen, im Pyjama an den Computer gesetzt haben? Als Sie nicht nach einer Stunde Navigation durch den Stau erschöpft nach Hause kamen, sondern nur für notwendige Besprechungen ins Büro fuhren?

Einige Unternehmen (und vielleicht auch Ihres) haben vielleicht zur Überraschung aller entdeckt, dass Telearbeit funktioniert. Die Arbeitszeiten wurden eingehalten, Kollegen riefen sich gegenseitig an, und die Chefs waren gezwungen, klarere Strategien festzulegen und besser zu kommunizieren.

Covid könnte uns die Chance geben, umzukehren und ein besseres Leben mit weniger Stress, weniger Überlastung und weniger Druck zu führen.

Wenn die Akzeptanz der Telearbeit zunimmt, könnte es tatsächlich positive Überraschungen geben.

Zunächst einmal könnte sich der Immobilienmarkt verändern. Dörfer auf dem Land würden nicht mehr sterben, weil alle jüngeren Arbeitnehmer in die Städte ziehen. Von nun an könnten sie von zu Hause aus arbeiten, vom grünen Garten aus, ihre Kinder abends sehen und sie vielleicht sogar schnell vom Kindergarten abholen, anstatt ein Kindermädchen oder die Großmutter einzustellen. Häuser, Miete und Unterkunft würden billiger, ländliche Regionen könnten wiederbelebt werden, und die Städte würden weniger überfüllt sein.

Auch die so dringend gewünschte Gleichstellung der Frauen könnte plötzlich Realität werden. Kindererziehung würde einer Karriere nicht mehr im Wege stehen. Während das Kleinkind schläft, könnte sie online mit dem Chef sprechen und genauso gut arbeiten wie jeder andere auch.

Umwelt und Klima würden noch mehr profitieren. Statt Straßen zu blockieren, um den Verkehr zu reduzieren, könnten die Regierungen auch einfach dafür sorgen, dass morgens und abends nicht alle zur gleichen Zeit in dieselbe Richtung hasten. Abgase, Lärm und Staus würden reduziert, und die Umwelt bekäme ihre dringend benötigte Pause.

Das Arbeitsumfeld würde sich verändern. Jeder, auch die öffentliche Verwaltung, müsste im Falle eines generellen Telearbeitsansatzes mehr auf die Arbeitsergebnisse achten und nicht so sehr auf Schmeicheleien und Hierarchiespiele. Wenn man weit weg ist, zählt nur die Leistung. Wäre das nicht besser?

Und was ist mit dem sozialen Leben? Es scheint, dass wir uns neu erfinden müssen. Aber haben wir das nicht schon seit einer Weile getan? Wir treffen uns schon jetzt auf meetic, tinder, und facebook. Wir kommunizieren über Linkedin. Telearbeit schüfe uns vielleicht die freie Stunde, in der wir mit Freunden ein Glas trinken könnten, die wir vorher in der U-Bahn verbracht haben…

Es war an der Zeit, dass ein Virus uns zur Vernunft bringt… lasst sie uns nicht wieder verlieren.

U.C. Ringuer

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